KK Monarchie
Die Lokalbahn Triest–Parenzo (ital. Parenzana, deutsch auch Parenzaner Bahn) war eine von 1902 bis 1935 betriebene, in 760 mm Spurweite ausgeführte Schmalspurbahn im heutigen Italien, Slowenien und Kroatien, damals k.u.k. Doppelmonarchie. Sie verlief von Triest über Koper, Isola, Portorose sowie Buie bis Parenzo und war im Endausbau geplant bis nach Kanfanar.
Italien
Die kkStB beschafften 1911 drei Stück dieser 4-fach gekuppelten Schmalspurlokomotiven von Krauss in Linz für die Lokalbahn Triest–Parenzo. Aus dem Anfangsbuchstaben von Parenzo resultiert auch die Bezeichnung dieser Lokomotivreihe „P“, das „h“ für den Heißdampf-Antrieb kommt hier nicht vor und ist auffällig. Von den Proportionen handelt es sich um eine eigenwillige Mischung aus NÖLB Uh (leicht größerer Kessel und etwas kleinere Zylinder) und Mh (mit 900 mm derselbe Treibraddurchmesser). Da sich diese Reihe P offensichtlich bewährte, wurden 5 weitere Maschinen im Jahr 1915 nachbestellt. In des Krieges erfolgte jedoch eine Rückstellung des Auftrages, die vorgesehenen Betriebsnummern wurden anders vergeben.
Nach dem Ersten Weltkrieg verblieben die Maschinen P 1 – P3 als Kriegsbeute auf ihrer Stammstrecke und gehörten sodann dem Bestand der FS an, die sie auch als Reihe FS P bezeichnete. Auch wurde im Zuge der Fuhrparkaufteilung der Anspruch auf die bei Krauss/Linz bereits gefertigten teile für die vorgesehenen Maschinen P4-P8 durchgesetzt. Unter Verwendung dieser Teile ließ die FS 1922/1923 sechs Maschinen als FS-P.4 bis FS-P.9 (P IItaliana genannt) bei Officine Meccaniche Italiane Reggio Emilia (kurz Reggiane) bauen. Diese Unterschieden sich von den ursprünglichen P.1-P.3 im größeren Fassungsvermögen der Wasserkästen (3,6 m³ statt 3,0 m³), einem glatten Prüsmannschlot, statt des Kobelschornsteines, in einem kleineren Überhitzer und der herabgesetzten Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h gegenüber 35 km/h. Auch die Treibachsen hatten nun ein geringeres Seitenspiel. Dieses geringe Seitenspiel verursachte vor allem auf der mit einem schwächeren Oberbau ausgeführten Teilstrecke Buje-Parenzo Schäden. Somit standen bis zur Streckeneinstellung im Jahre 1935 bis zu 18 Maschinen der Reihe P zur Verfügung. Die Maschinen der österreichischen Reihe P liefen auf der gesamten Strecke, während die FS-P.4 – FS-P.9 wegen der bereits geschilderten Probleme nur zwischen Triest und dem Betriebsmittelpunkt Buje verkehrten. Da viele Maschinen des 950 mm Schmalspurnetzes in Sizilien nach Nordafrika abgegeben werden mussten, wurden alle neun Maschinen der Type P als Ersatz nach Sizilien umstationiert. Die Umspurung auf 950 mm zog sich jedoch in die Länge. Im Jahr 1943 waren erst sieben Lokomotiven umgespurt und auf R 402.001- 009 (außer 004 und 007) umbezeichnet. Die ehemaligen P.1-P.3 erhielten dabei ebenfalls die vergrößerten Wasserkästen und statt des Kobelschornsteines jetzt den glatten Prüsmannschlot. Die P.7 oder R 402.007 ist als einzige Vertreterin dieser Type noch im Eisenbahnmuseum in Mailand ausgestellt. Von den originalen österreichischen Lokomotiven P1 – P3 ist kein Exemplar mehr erhalten.
Österreich
Der Bau der Lokalbahn Ruprechtshofen – Gresten wurde durch den Ersten Weltkrieg und die danach folgenden Turbulenzen stark verzögert. Erst im Jahr 1927 erfolgte die feierliche Eröffnung. Für den Betrieb auf dieser Strecke lieferte Krauss/Linz drei Maschinen der Bauart P (P = Pilachtal). Diese erhielten die freigewordenen Nummern P1-P3 (Krauss/Linz 1466-1468). Sie entsprechen bis auf den Prüsmannschlot statt des Kobelrauchfanges äußerlich dem Original P.1-P.3 der kkStB. Besonders beliebt dürften sie nicht gewesen sein, denn bald erfolgte eine Umstationierung auf andere Strecken. So war die mittlerweisle von der DR auf 99 1001 umbezeichnete P1 im Jahr 1942 auf der Strecke Neuhaus - Neu Bistritz im Einsatz. Im Zuge der Wirren des Zweiten Weltkrieges und der damit verbundenen Umstationierungen in den Raum Lemberg verliert sich die Spur der DR 99 1001 (P1). Die beiden anderen Lokomotiven fuhren bis zum Jahr 1953 auch weiterhin unter ihren Reichsbahnnummern 99 1002 und 99 1003 und wurden dann zu 199.02 und 199.03 umbezeichnet. Die Gurktalbahn und später die Vellachtalbahn waren im Nachkriegsösterreich ihre Haupteinsatzbegiete. Im Jahr 1971 wurden beide Maschinen in Obergrafendorf abgestellt, wo 1973 die gemeinsame Ausmusterung erfolgte. Gemeinsam mit anderen Schmalspurlokomotiven rettete sie VKEF vor der Verschrottung und überstellte sie zurück nach Treibach-Althofen. Als 1987 während der Vorbereitungen für das Jubuläumsjahr „150 Jahre Eisenbahn in Österreich“, der Gedanke der Rückholung der 33.132 – die in Istrien als JZ 10.005 aufgesockelt war – aufkam, schlug das slowenische Eisenbahnmuseum einen Austausch mit der P vor. Und so wurde die 199.03 in einem komplizierten Tauschverfahren aus Treibach-Althofen geholt, äußerlich renoviert und gegen die JZ 10.005 eingetauscht.
Somit sind heute noch drei Maschinen der Reihe P vorhanden. Die 199.02 in einem schlechten Gesamtzustand in Treibach-Althofen. In Isola/Slowenien steht die ex ÖBB 199.03 nunmehr als P.3 bezeichnete in einem eigenen „Glaskäfig“ zur Erinnerung an die Strecke Triest – Parenzo. Im Museum in Mailand verkörpert die als FS P.7 angeschriebene Maschine die italienische Nachbauausführung.
Im Jahr 2024 wurde die Lokomotive 199.02 von der Gurktalbahn an den „Verein – Erhalt historischer Schienenfahrzeuge“ verkauft, welcher die Aufarbeitung in den nächsten Jahren plant.
Die BBÖ, die 1923 die Niederösterreichischen Landesbahnen (NÖLB) übernommen hatten, suchten für die 1927 fertiggestellte Zweiglinie der Mariazellerbahn Ruprechtshofen–Gresten (Krumpe) passende Lokomotiven. Da die Streckenverhältnisse ähnlich jenen der Strecke Triest–Parenzo waren, entschied man sich, drei Maschinen der Type P bei Krauss in Linz zu bestellen. In den Dimensionen waren sie identisch mit den kkStB-Maschinen, lediglich die Wasservorräte wurden um 0,5 m³ vergrößert.
Die Deutsche Reichsbahn reihte sie 1938 als 99 1001–1003 ein. In den folgenden Jahren wurde die 99 1001 an die Forstverwaltung Lemberg verpachtet, von wo sie nicht mehr zurückkehrte.
1953 ordnete die ÖBB die beiden verbliebenen Maschinen als 199.02–03 ein, sie kamen nun hauptsächlich auf den Schmalspurbahnen in Kärnten, der Gurktalbahn und der Vellachtalbahn zum Einsatz. Sie wurden 1973 ausgemustert.
Verbleib
Die FS 402.007, die 1943 nach Parma kam, landete 1963 in Rom und 1967 im Museo nazionale della scienza e della tecnologia Leonardo da Vinci (Wissenschafts- und Technologiemuseum Leonardo da Vinci, Mailand).
Die 199.02 der ÖBB ist in der Fahrzeugsammlung der Museumsbahn Gurktalbahn in Kärnten erhalten geblieben und wurde 2024 an den „Verein – Erhaltung historischer Schienenfahrzeuge“ abgegeben, 199.03 kam im Zuge eines Fahrzeugtausches ins slowenische Izola, wo sie als Denkmallokomotive an die Parenzana erinnert.
Der Verein ist bemüht noch im Jahr 2025 die Aufarbeitung der Lokomotive in Angriff zu nehmen. Ausführendes Unternehmen wird wie bei der exÖBB 699.02 die Firma Metallbau Gallé in Wernersdorf/Steiermark sein.